Daniel Günther über die Generation Z(eitenwende)

Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Daniel Günther auf der Akademischen Feier der Bucerius Law School: Von der Verantwortung junger Jurist*innen

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Anlässlich der Eröffnungsfeier des Akademischen Jahres und der Immatrikulation des neuen Studierendenjahrgangs 2023 der Bucerius Law School hat der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Daniel Günther gesprochen. Über künstliche Intelligenz, den Wandel des Arbeitsmarkts und über die Verantwortung junger Jurist*innen.

 

Hamburg und Schleswig-Holstein

Hamburg und Schleswig-Holstein sind traditionsreiche Hochschulstandorte mit ausgezeichneten Universitäten und hervorragenden Wissenschaftler*innen, stellte Günther zu Beginn seiner Rede fest. Unseren Häfen, so Günther, verdanken wir eine traditionell internationale Ausrichtung.

Der Kontakt mit anderen Kulturen, der Handel mit anderen Ländern: Seit jeher gehöre dieser Austausch fest zu Hamburg und zu Schleswig-Holstein. Selbst beim Fußball machten Hamburg und Schleswig-Holstein nun schon seit vielen Jahren gemeinsame Sache, siehe Holstein Kiel, der HSV und St. Pauli. Beide Bundesländer verbinde viel, so Günther.

 

Zeitenwende für junge Jurist*innen

Bundeskanzler Scholz habe nach dem russischen Überfall auf die Ukraine von einer Zeitenwende gesprochen. Günther würde allerdings nicht nur in Bezug auf unsere Sicherheit von einer Zeitenwende sprechen. In vielen Bereichen erleben wir epochale Veränderungen, so beispielsweise beim Klimawandel und in der technologische Revolution.

In Zukunft werde KI in der Verwaltung, in der Medizin, in der Bildung, in sämtlichen Bereichen unserer Gesellschaft einen festen Platz haben. KI beeinflusse unser Leben nachhaltig. Das gelte auch für das künftige Metier der anwesenden Studierenden – das Rechtssystem.

KI werde die Arbeit verändern. Sie abschaffen werde sie aber nicht. Wie alle technologischen Revolutionen in der Vergangenheit – ob Dampfmaschine oder Internet – haben diese die Arbeit nie abgeschafft. Vielmehr seien es die Studierenden, die die Zeitenwende nach ihrem Studium als Jurist*innen konkret machen müssen und sie gestalten werden.

In der Verwaltung werde es ihre Aufgabe sein, den politisch formulierten Willen, mit dem die Politik auf Entwicklungen reagiere, in Gesetze und Verordnungen zu übersetzen. An Jurist*innen liege es, die Handlungsfähigkeit des Staates zu unterstützen und den Staat rechtssicher handeln und auftreten zu lassen. Diese Aufgabe sei höchst anspruchsvoll. Besonders, wenn derart große Veränderungen anstünden, so Günther.

Viel Veränderung mit hohem Tempo

Was die Aufgabe noch komplexer mache, formulierte Günther so: „Wir brauchen beim Gestalten der Zeitenwende nicht nur Rechtssicherheit, sondern vor allem auch sehr, sehr viel Tempo“. Dies war im letzten Jahr zu sehen als wir unsere Gasversorgung grundlegend neu organisieren mussten. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine Ende Februar war klar: Der Großteil unserer Gasimporte wird früher oder später wegbrechen.

Günther gibt zu: „In Schleswig-Holstein haben wir schon seit Jahren über ein LNG-Terminal diskutiert. Und ohne den Krieg wären wir heute wahrscheinlich noch nicht viel weiter.“ Doch die Situation war mit dem Angriff schlagartig eine andere. Die Versorgung war akut bedroht und es gab keine Alternative zu einem Terminal.

Die rechtlichen Fragen waren im Gegensatz dazu deutlich komplexer. Auch für Ministerpräsident Günther war nicht sicher, „dass wir alle Hürden für so ein großes Unterfangen rechtzeitig vor dem Winter aus dem Weg würden räumen können.“

Doch bereits zwölf Wochen später habe der Bundesrat (einen Tag nach dem Bundestag) dem LNG-Beschleunigungsgesetz zugestimmt. Nur einen weiteren Monat später habe das Amt für Planfeststellung Energie die Planunterlagen für den Bau zweier Gasleitungen in Brunsbüttel veröffentlicht. In nur wenigen Monaten sei es gelungen, dieses extrem komplexe Projekt von der Planung in die Praxis zu bringen.  

 

Auf angehende Jurist*innen kommen große Aufgaben zu

Die Studieren werden, so Günther, nach ihrem Studium ähnliche Situationen erleben. Viele von ihnen werden an ähnlich komplexen, zeitkritischen Projekten arbeiten. Und als Jurist*innen seien sie dabei an zentraler Position. Es werde besonders auf sie ankommen, diese Projekte umzusetzen und voranzubringen, die für uns alle extrem wichtig seien.

Wie ihnen das gelingen werde, habe einen großen Einfluss auf die Zukunftschancen in unserem Land: Darauf, wie es um unsere Sicherheit stehe. Oder, wie wir beim Kampf gegen den Klimawandel vorankommen. Oder, wie wir den Einsatz von Künstlicher Intelligenz so regeln, dass unsere ethischen, moralischen und rechtlichen Standards gewahrt sind.

Man könnte sagen, so Günther: Es liege an Ihnen, dass der Rechtsstaat funktioniere. Denn alles, was in unserem Land passiere, unterliege rechtlichen Normen. Überall, wo wir als Gesellschaft etwas bewegen möchten, müssen wir das vorher rechtlich abwägen. Während wir etwas tun, kann es angefochten werden, müssen wir unser Vorgehen gegebenenfalls verteidigen.

Generation Z und Arbeit

Dass sich die Studierenden als Mitglieder der Generation Z für dieses Studium entschieden haben, zeige, dass die Vorurteile über ihre Generation falsch seien. Wer sage, die jungen Leute von heute hätten kein Interesse am Arbeiten, liege daneben. Sie seien der Beweis. Auch Daniel Günther erlebe es in seiner täglichen Arbeit anders: In der Staatskanzlei, im Landesdienst generell, seien viele sehr motivierte und fleißige junge Leute. Junge Menschen, die etwas bewegen möchten.

Das sei sein Bild von der Generation Z. Wenn junge Leute dabei neue Vorstellungen von Arbeit haben und zum Beispiel gerne flexibler arbeiten möchten, sehe er darin gar keinen Widerspruch. Als angehende Jurist*innen werden sie perspektivisch Führungsaufgaben übernehmen. Und damit auch dafür verantwortlich sein, neue, innovative Arbeitsformen in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Denn auch in der Arbeitswelt erleben wir eine Zeitenwende – auch diese würden die Studierenden und angehende Jurist*innen mitgestalten. Günther rät: „Bleiben Sie aufgeschlossen für Trends, neue Entwicklungen. Arbeiten Sie nicht für sich alleine, sondern tun Sie sich mit anderen zusammen. Um Ihr Wissen auszutauschen. Um Ihre Stärken zusammenzubringen. Gemeinsam schafft man mehr.“

Das gelte schon im Studium. Wenn dies gelingt, brächten sie alles mit, um eine sehr gute Jurist*in zu werden. Das Handwerkszeug dafür lernen Sie an der Bucerius Law School. Und falls der Kopf mal brumme: „Kommen Sie rüber zu uns nach Schleswig-Holstein. Da haben Sie weniger Trubel.“

Hamburg