Augen auf Kiez: Zivilgesellschaftliches Engagement für obdachlose Menschen

Eine gemeinsame Veranstaltung der Augen auf Kiez! Hochschulgruppe und des Studium generale der Bucerius Law School.

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Am 19. Juni waren Gülay Ulas von GoBanyo, der Leiter des Gesundheitsmobils Hamburg, Ronald Kelm und der Geschäftsführer von Hinz und Kunzt, Jörn Sturm, zu Gast an der Hochschule. Moderiert wurde die Veranstaltung von Tom Boyer, Studierender des Jahrgangs 2023 und Mitglied der Augen auf Kiez! Hochschulgruppe.

 

Engagierte zivilgesellschaftliche Akteur:innen

Gülay Ulas hat nicht nur den Duschbus mitgegründet, sondern auch das Café Sonnenschein im Altonaer Stadtteil Ottensen. Das Café Sonnenschein bietet kostenlosen Zugang zu Kaffee und Kuchen und hat sich zum beliebten Begegnungsort für Wohnungslose aus ganz Hamburg entwickelt. Der Duschbus ermöglicht Menschen sich kostenlos und in einem geschützten Raum ihrer Körperpflege zu widmen.

Ronald Kelm hat das Gesundheitsmobil Hamburg gegründet, das Nichtversicherten kostenlos Zugang zu medizinischen Behandlungen gewährt. Ehrenamtliche Ärzt*innen und Krankenpfleger*innen stehen einmal pro Woche mit dem Gesundheitsmobil am Hauptbahnhof und versorgen besonders Obdach- und Wohnungslose aber auch andere Nichtversicherte.

Jörn Sturm ist Geschäftsführer von Hinz und Kunzt. Hinz und Kunzt betreibt ein Straßenmagazin, das mit hohen Provisionen von ausgewählten Verkäufer*innen auf der Straße vertrieben wird. Darüber hinaus versteht sich Hinz und Kuntz aber als allgemeines Sprachrohr für Obdach- und Wohnungslose.

 

Beziehung zum Staat

Gesprochen wurde insbesondere über die Beziehung zwischen Staat und zivilgesellschaftlichen Akteuren. Gülay Ulas sagte klar und deutlich, dass der Duschbus als ein Projekt gedacht war, das nach einigen Jahren überflüssig sein sollte. Ähnlich ging es Ronald Kelm, der zum Beispiel auf die Lösung in Thüringen verwies. Dort gibt es den anonymen Krankenschein, der nur eine von vielen möglichen Ansätzen darstellt, wie der Staat unversicherten Menschen eine niedrigschwellige Gesundheitsversorgung anbieten könne.

Die Gäste wünschten sich außerdem eine bessere Kommunikation mit den Behörden. Gerne würden sie auch an Entscheidungsprozessen beteiligt werden, um ihre Expertise einzubringen. Kritisiert wurde außerdem, wie der Staat seine finanziellen Mittel einsetze. Insbesondere die hohen Ausgaben für den Sicherheitsdienst im Rahmen des Hamburger Winternotprogramms seien an anderen Stellen besser investiert.

 

AUGEN AUF!

Am Ende blieb noch Zeit für spannende Fragen und Beiträge aus dem Publikum. Diese drehten sich vor allem um die persönlichen Erfahrungen der Gäste in ihrer Arbeit mit Obdach- und Wohnungslosen. Teilweise wurden aus dem Publikum auch emotionale Beiträge geteilt, woraufhin Gülay Ulas zum Abschluss betonte: Emotionen seien menschlich und besonders bei diesen Themen sei es wichtig, dass wir miteinander darüber sprechen.

An diesem Abend wurde einmal mehr deutlich, wie wichtig zivilgesellschaftliches Engagement für wohnungslose Menschen ist und dass selbst in einer wohlhabenden Stadt wie Hamburg ein großer Bedarf besteht, da die politischen Strukturen nicht ausreichend auf die vielfältigen Probleme reagieren.

 

Text

Till Meyer-Jark/ZSP

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