Berlin Lecture: Das Ausschreibungsdesign für Offshore-Windenergie

Ist das Ausschreibungsdesign unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit und Effizienz anzupassen?

Forschung & Fakultät |

Die Debatte um die Sicherstellung der zukünftigen Energieversorgung hält weiterhin an. Vor dem Hintergrund der kürzlich erfolgten Ausschreibung für Offshore-Windparks mit einer Kapazität von 7 GW diskutierten Expert*innen und Vertreter*innen der Politik über Wege, um die Effizienz des Ausschreibungsdesigns im Akkord mit der Preisgestaltung nachhaltig zu erhöhen. Die "Berlin Lecture on Energy" am 27. November 2023 konzentrierte sich auf das WindSeeG und damit verbundene Optimierungspotenziale.

Keynote

In ihrem Impulsvortrag erläuterte Marieke Lüdecke, Partnerin bei Chatham Partners LLP, die Novellierung des WindSeeG. Das Realisierungsrisiko eines Energieprojekts werde durch negatives, unbegrenztes Bieten stark erhöht. Dies könne nicht durch bestehende Sanktionssysteme kompensiert werden. Zudem werde das Ausschreibungsvolumen nach einem Höhepunkt im Jahr 2025 abnehmen, verursacht durch eine mangelnde Effektivität qualitativer Zuschlagskriterien. Lüdecke befürwortet die Beschleunigung und Vereinfachung der Genehmigungsverfahren. Die EU-Empfehlungen für eine verbesserte Planbarkeit sowie einer Stärkung des Kriterienkatalogs seien zur Steigerung der Projektrealisierungsrate geeignet.

In seinem Vortrag betonte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, die Vorbildrolle Deutschlands in der Offshore-Windenergie. Trotz Hürden durch bestehende Eintrittsrechte sei die Effizienz des dynamischen Gebotsverfahrens einer der Gründe für Deutschlands Attraktivität als Standort für Offshore-Windenergie. Der Wettbewerb auf Energiemärkten wirke dem Einfluss hoher Gebotszuschläge auf Energiepreise entgegen. Ausschreibungserlöse trügen zur Stromkostensenkung bei. Müller lehnt eine Deckelung der Gebotshöhe ab. Neue Zuschlagskriterien zur Gewährleistung der Nachhaltigkeit bedürfen einer Probezeit, bevor Modifizierungen vorgenommen werden. Dies verhindere Unsicherheiten in zukünftigen Ausschreibungen.

Diskussion

Die Vertreter*innen der Wirtschaft sprachen sich für Innovation und Kosteneffizienz aus. Während Contracts for Difference (CfDs) teilweise skeptisch betrachtet werden, wurde andererseits deren Vereinigung mit qualitativen Verfahren zu einem Säulenmodell als Lösungsvorschlag thematisiert. Man vertraue auf den Fortbestand des aktuellen Ausschreibungsdesigns. Offshore-Windenergie könne förderfrei bereitgestellt werden. Des weiteren wurden betont, dass Windparkbetreiber zwar die Kostenentwicklung besser einschätzen könnten, Preisdeckelungen und Festpreismodelle dennoch zur Vermeidung von Risikoaufpreisen sinnvoll seien. Die Politik mahnte, den Infrastrukturausbau nicht zu vernachlässigen und betonte das schutzwürdige Vertrauen der Wirtschaft auf das aktuelle Ausschreibungsdesigns. Zudem sei ein ausgewogener Energiemix als Grundlage für die Klimaziele 2045 angesichts zukünftiger Verbraucherkosten unabdingbar. Darüberhinaus wurde ein Auktionspreis-Korridor zur Sicherung günstiger Verbraucherpreise in Erwägung gezogen. Ein mögliches qualitatives Kriterium sei die Entwicklung eines Gesamtkonzepts für die Integration der Offshore-Windenergie in den bestehenden Strommarkt.

Es diskutierten:

  • Manfred Dittmer, Country Manager Germany bei Parkwind
  • Dr. Hans-Peter Friedrich, MdB der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
  • Stefan Kansy, Director Business Development Offshore Wind bei TotalEnergies
  • Dr. Joyce von Marschall, Head Business Development Offshore Germany bei RWE

 

Die Veranstaltung wurde moderiert von Dr. Werner Schnappauf, Staatsminister a.D., Partner bei GvW Graf von Westphalen und Chairman des Center for Interdisciplinary Research on Energy, Climate and Sustainability (CECS) der Bucerius Law School, und Dr. Annette Nietfeld, Geschäftsführerin des Forums für Zukunftsenergien e.V.

Wir danken  Chatham Partners für ihre Unterstützung bei der Durchführung der Veranstaltungsreihe.

Zur Pressemitteilung unseres Kooperationspartners, des Forum für Zukunftsenergien e.V., gelangen Sie hier.

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CECS

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