Berlin Lecture: Der rechtliche Rahmen für den raschen Wasserstoff-Hochlauf

Wie kann die rasche Transformation von Erdgas zu Wasserstoff gelingen und welche Auswirkungen sind auf der Ebene der Netzinfrastruktur zu erwarten?

Forschung & Fakultät |

Der rasche Wasserstoff-Hochlauf gilt als entscheidender Hebel zur Emanzipation von russischen Brennstoffen und dem Erreichen der Klimaziele. Wie dieser gelingen kann, diskutierten Vertreter aus Politik und Unternehmen in der „Berlin Lecture on Energy“ am 6. Februar 2023.

Keynote

Den Impulsvortrag hielt Prof. Dr. Michael Fehling, LL.M (Berkeley), Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht III und akademischer Direktor des Center for Interdisciplinary Research on Energy, Climate and Sustainability (CECS) an der Bucerius Law School. Als Problembereiche der künftigen Wasserstoffnetze identifizierte er die Infrastrukturplanung, die Entflechtungsregeln, die Netzzugangs- und -entgeltregulierung sowie Finanzierungsmöglichkeiten zwischen Markt und Staat. Zugrunde läge diesen insbesondere die Frage, ob bei Wasserstoff künftig die Wettbewerbssicherung oder der beschleunigte Infrastrukturausbau Vorrang haben sollte. Im Legislativvorschlag der EU-Kommission zur Gasbinnenmarkt-Richtlinie und -Verordnung sei diese Entscheidung zunächst zugunsten der strikten Wettbewerbssicherung getroffen worden. Dies bedeute unter anderem eine strikte vertikale Entflechtung des Wasserstoff-Transports von dessen Erzeugung und Vertrieb sowie eine horizontale Entflechtung zwischen Strom-, Erdgas- und Wasserstoffnetzbetreibern. Quersubventionen, die den Wasserstoffnetzausbau beschleunigen könnten, würden so massiv behindert.

Diskussion

In der Diskussion wurde bemängelt, dass es an einer gesetzlichen Verankerung einer integrierten Netzplanung für Wasserstoff und Erdgas fehle, die konkrete Kooperations- und Ausbauverpflichtungen für die Netzbetreiber enthalte. Mit Blick auf die Netzplanung für das Jahr 2045 sollte eine Bedarfsplanung hinsichtlich der Wärme-, Gas-, und Stromlasten einbezogen werden. Ferner wurde mit Blick auf den „Inflation Reduction Act“ vor zu restriktiven Regulierungen für grünen Wasserstoff gewarnt, da ansonsten die Abwanderung von H2-Produzenten in außereuropäische Märkte drohe.

Es diskutierten:

  • Jörg Kamphaus, Kaufmännischer Geschäftsführer, Thyssengas GmbH
  • Christian Heine, Geschäftsführer, Hamburger Energiewerke GmbH
  • Andreas Rimkus, MdB (SPD)
  • Oliver Grundmann, MdB (CDU)

Die Veranstaltung wurde moderiert von Dr. Werner Schnappauf, Staatsminister a.D., Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung und Chairman des Center for Interdisciplinary Research on Energy, Climate and Sustainability (CECS) der Bucerius Law School, und Dr. Annette Nietfeld, Geschäftsführerin des Forums für Zukunftsenergien e.V.

Wir bedanken uns beim Gründungspartner des CECS und Gastgeber des Abends, GvW Graf von Westphalen, für die Gastfreundschaft in ihren Berliner Räumlichkeiten.

Text

CECS

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