Neue Teilnehmer:innenrunde des OIL
Was für eine spannende Auftaktveranstaltung für den dritten Durchlauf des Open Innovation Lab! Am 12. Oktober 2023 trafen sich die Teilnehmer:innen aus Wirtschaftskanzleien, Rechtsabteilungen und Technologieanbietern (diesmal dabei: ADVANT Beiten, Beiersdorf, DLA Piper, Fieldfisher, Giesecke + Devrient, GÖRG, Goyaa, KfW Bankengruppe, Mercedes Benz, Neuwerk, OTTO Group, Wolters Kluwer und Wüstenrot & Württembergische) im Moot Court der Bucerius Law School zu der ersten von insgesamt fünf Veranstaltungen.
Viele Fragen, viele Herausforderungen
Und nach einem geselligen Vorabend, der allerbeste Gelegenheit bot, sich informell schon einmal kennenzulernen, ging es dann am Donnerstag auch gleich thematisch herausfordernd zur Sache: Sind Juristen überhaupt noch gefragt in einer Zukunft, in der streitige Sachverhalte, per KI aufbereitet, in automatisierten Entscheidungsprozessen „gegeneinander antreten“? Und wenn ja: worin genau wird dann ihre Funktion bestehen? Wer bildet sie aus? Wer bezahlt sie wofür genau? Und worin besteht dann noch ihr Alleinstellungsmerkmal gegenüber Vertreter:innen anderer Disziplinen, die ebenfalls Expertise in Rechtsgestaltung und Streitbeilegung entwickelt haben?
Inspirationen und Insights
Bei der Auftaktveranstaltung ließen sich die Teilnehmer:innen zunächst zu gewagten Fragestellungen und unfertigen Thesen verleiten, welchen dann in den kommenden Monaten methodengeleitet auf den Grund gegangen wird. Die dafür erforderliche Inspiration lieferte die Zukunftsforscherin Barbara Busse (FUTURE & YOU), die insbesondere auf die exponentiell verlaufende Steigerungskurve von Rechnerleistung hinwies, die nur erahnen lässt, mit welchem Schwung Technologie den Rechtsmarkt erfassen wird. Dr. Hariolf Wenzler (CEO von YPOG und Direktor des Bucerius Center on the Legal Profession) skizzierte anschließend, wie technologiegetriebene Veränderungen v.a. die Kanzleiwelt dazu zwingen, Fragen des Selbstverständnisses, die bislang höchstens implizit gestellt werden (Geschäftsmodelle, Vergütungsmodelle, Stellenwert nichtjuristischer Berufsträger, Fremdbesitz, Zusammenarbeitskultur etc.), explizit zu machen. Abschließend entwarfen Astrid Jahn (Head of Legal DACH, Siemens Industry Software) und Arne Gärtner (Head of Legal Operations Germany and Legal Project Management, Linklaters) ein Bild der innovativen Rechtsabteilung bzw. Wirtschaftskanzlei der Zukunft, das jeweils deutlich von den vermuteten Mandantenerwartungen an Augenhöhe, Schnelligkeit und Pragmatismus gekennzeichnet ist.
Viele Herausforderungen, neue Chancen
Unter der Moderation von Felix Wendenburg (Jurist und Mediator bei trojapartner sowie Mitglied der Executive Faculty des Bucerius Center on the Legal Profession) gehen die Teilnehmer:innen des OIL nun in vier weitere Runden und werden sich u.a. dabei mit dem disruptiven Potential Künstlicher Intelligenz, der juristischen Workflow-Analyse, der menschlichen Seite von Veränderungsprozessen sowie den notwendigen Veränderungen in der Juristenausbildung befassen. Ein Fazit konnte die Runde bereits am Ende dieses ersten, erfolgreichen Tags ziehen: Wenn es in der Zukunft noch Juristinnen und Juristen braucht, dann werden diese anders arbeiten und müssen anders qualifiziert sein als heute!
Die Einsicht, so der Volksmund, ist der erste Weg zur Besserung – die Notwendigkeit zu Veränderung und Wandel des Rechtsmarkts werden die OIL-Runde sicher noch ebenso beschäftigen wie die daraus enstehenden Chancen und Möglichkeiten.
Das Open Innovation Lab (OIL) des Bucerius Center on the Legal Profession ist eine gemeinsame Forschungs-, Entwicklungs- und Austauschplattform für Kanzleien, Rechtsabteilungen und Technologieanbietern zur Zukunft des Rechtsmarktes, um die eigene strategische Position(ierung) zu stärken und Chancen für Geschäftsmodelle frühzeitig zu erkennen. Das OIL hat am Bucerius Center on the Legal Profession Tradition: Nach den beiden Durchläufen in den Jahren 2016 bis 2019 startete nun im Oktober 2023 das OIL III, welches bis Januar 2025 geplant ist. Weitere Informationen zum OIL hier.
