Ohne Compliance-Abteilung geht es nicht mehr

Erwartungen, Trends und Herausforderungen der nächsten Jahre

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Das Bucerius Center on the Legal Profession im Gespräch mit den Programmleitern des Bucerius Compliance Officer: Prof. Dr. Carsten Jungmann, Dr. Konstantin von Busekist und Frank Liebich.

 

Worin sehen Sie die zentralen Compliance-Herausforderungen für das Jahr 2023 – und danach?

Dr. Konstantin von Busekist: Durch die Umsetzung der Environmental Social Governance-Initiativen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, die EU-Taxonomie, die Corporate Sustainability Reporting-Richtlinie sowie die weiteren anstehenden Gesetzesvorhaben stellt sich mehr denn je die Frage nach der Integration dieser Governance-Systeme und der Rolle von Compliance dabei. Dafür ein gutes Gefüge zu finden, welches eine massive Dauerbelastung des Geschäftsbetriebes bei gleichzeitigem Erhalt der Steuerungsfähigkeit - vermeidet, wird die Compliance-Praxis die nächsten Jahre beschäftigen.

Frank Liebich: Die Unternehmen werden neue Gesetze und Regulierungsvorgaben sowie erweiterte Berichtspflichten nach wie vor stark beschäftigen. Ich denke neben den von Konstantin von Busekist bereits genannten Themen beispielsweise auch an das Hinweisgeberschutzgesetz, für das der Regierungsentwurf jetzt seit einigen Wochen vorliegt. Für die Umsetzung müssen wir interne Stakeholder rechtzeitig einbinden, um volle Compliance sicherzustellen; dies erfordert erheblichen Abstimmungs- und Planungsaufwand.

 

Erkennen Sie, dass sich die Erwartungen von Stakeholdern eines Unternehmens in Bezug auf die Compliance-Organisation verändert haben? Wenn ja: Wohin gehen die Trends und was bedeutet das für die Ausrichtung der täglichen Compliance-Arbeit?

Prof. Dr. Carsten Jungmann: Für immer mehr Stakeholder werden umfangreiche Know-Your-Customer-Checks zur Routine; was vor kurzer Zeit hauptsächlich von Finanzdienstleistern angefragt wurde, verlangen heute viele Kunden. Aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die neu in ein Unternehmen kommen, erkundigen sich heute viel selbstverständlicher nach dessen Compliance-Struktur und wollen von sich aus die entsprechenden Unternehmensrichtlinien – gerade auch zu ESG-Themen – kennen, an Schulungen teilnehmen etc. Ohne funktionierende, serviceorientierte Compliance-Abteilung hat man bei High Potentials einen Wettbewerbsnachteil.

Dr. Konstantin von Busekist: Das stimmt. Und es sind weitere Trends auszumachen: Nicht zuletzt durch die Änderungen im Deutschen Corporate Governance Kodex und durch die gesetzgeberische Begründung des durch das Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetz eingefügten § 91 Abs. 3 AktG wird deutlich, dass von der Compliance-Organisation qualifizierte Aussagen zur Angemessenheit und Wirksamkeit des eigenen Compliance Management System erforderlich werden. Dies spiegelt sich wiederum in der entsprechenden Erwartung der Organe und damit letztlich auch in der täglichen Arbeit wider. Die Qualität der Systeme rückt also mehr und mehr in den Vordergrund.

 

Ein halbes Jahrzehnt Bucerius Compliance Officer: Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben und welche Erwartungen verbinden Sie mit den kommenden Jahrgängen?

Frank Liebich: Wir hatten in den letzten fünf Jahren tolle Gruppen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Unternehmen aller Größen und Branchen. Die Interaktion mit diesen Menschen macht sehr viel Spaß und gibt immer neue Impulse, wie man Dinge im eigenen Unternehmen noch besser machen kann, zum Beispiel in Bezug auf Schulungen oder Kommunikationsmaßnahmen. Diesen Austausch, der in einigen Fällen auch lange über das Kursende hinausgeht, erhoffe ich mir auch von den nächsten Jahrgängen.

Prof. Dr. Carsten Jungmann: Ich bin optimistisch, dass sich diese Hoffnung erfüllt. Der Bucerius Compliance Officer-Lehrgang verbindet Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den verschiedensten Perspektiven auf und Erfahrungen mit Compliance. Ich glaube, man schätzt gerade auch den bereichernden Austausch untereinander – vielleicht ganz anders als bei „reinen Fortbildungsveranstaltungen“. Davon werden auch die kommenden Jahrgänge profitieren, in denen bestimmt noch stärker Unternehmen repräsentiert sein werden, die spätestens jetzt merken, dass eine funktionierende Compliance-Abteilung echten Mehrwert schafft.

 

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Text

Iris Wahl

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